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Sommertheater

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Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Man hat den Eindruck, dass in den andauernden Debatten um die Renten einerseits und die Arbeitszeiten andererseits die wenigen Stimmen vernünftiger Politiker nicht gehört werden. Zum geplanten Rentenpaket, das die Beitragssätze schrittweise anheben soll, sagt zum Beispiel Danyal Bayaz, Baden-Württembergs Finanzminister (Grüne) mit Verweis auf die bekannte demografische Entwicklung, dem Paket fehle es an „Ehrlichkeit“, und schlägt vor, mit Rücksicht auf die weiter steigende Lebenserwartung den Renteneintritt nach 2030 über 67 Jahre hinaus anzuheben. Das will natürlich kaum einer hören. Ähnlich ist es mit dem Vorschlag von Sachsens Ministerpräsident Kretschmer, wieder 40 Wochenstunden zu arbeiten. Es wird um stetig kürzere Arbeitszeiten – bei gleichem Lohn versteht sich – weiter gestritten und gestreikt – und die Chance, den Arbeitskräftemangel zu mindern, vergeigt.

Einfach billiger bauen

„Wir bauen immer einen Mercedes“, sagte kürzlich die Bundesbauministerin und verwies auf die Fülle der hohen Anforderungen, Vorschriften und Normen, die maßgeblich dazu beitragen, dass viel weniger Wohnungen fertiggestellt wurden als versprochen und die Zahl der Baugenehmigungen weiter zurückgeht. Mittlerweile kostet ein Quadratmeter städtische Wohnfläche schon über 4.000 Euro und damit rund 40 Prozent mehr als noch vor vier Jahren.

Einem der guten Ansätze von Bundesministerin Geywitz, den Ausbau von Dachgeschossen genehmigungsfrei zu machen, stehen freilich die 16 Landesbauordnungen im Weg. Immerhin: Eine „Genehmigungsfiktion“ dazu, nach der ein Bauantrag als genehmigt gilt, wenn das Amt dem innerhalb einer Frist nicht widerspricht, gibt es in Bayern bereits. Ein weiterer Lichtblick: Politiker wollen einen „Gebäudetyp E“ forcieren, der einfacher und experimentell und damit billiger errichtet werden kann. Unter Einhaltung der energetischen, statischen und sicherheitstechnischen Standards werden in Bayern bereits Pilotprojekte erstellt. Sie haben, unter Verwendung neuer Baustoffe, zum Beispiel eine einfachere Haustechnik und geringeren Schallschutz. Für die Verbreitung müsste allerdings ein Paragraf im BGB geändert werden, der bestimmt, dass ein Bau nur dann als frei von Sachmängeln gilt, wenn seine Beschaffenheit so ist, wie die bei Werken gleicher Art üblich. Nur wenn also so gedämmt wird, dass zum Beispiel Geräusche von Kindern des Nachbarn kein Baumangel mehr sind, hat der einfachere „Gebäudetyp E“ eine Chance. Einfach wird das nicht. Aber was ist beim Bauen in Deutschland schon einfach?

Der Jobturbo stottert

Auch von Hause aus gut ausgebildete Flüchtlinge tun sich bei der Jobsuche sehr schwer. So zum Beispiel hat seit Anfang 2022 nur jeder fünfte Ukrainer bei uns eine Arbeit gefunden. Das sind gerade mal 19 Prozent. In Dänemark dem Spitzenreiter, vor Tschechien und Polen, sind es dagegen 78 Prozent. Dort motiviert man allerdings nach dem Ansatz „Work first“ die Flüchtlinge, ohne Rücksicht auf etwaige Qualifikation und Sprachkenntnisse, möglichst schnell jedwede Jobs anzunehmen. Weil bei uns vorrangig Fachkräfte und nicht Hilfsarbeiter gebraucht werden, gilt der Ansatz „Language first“. Deshalb soll ein „Jobturbo“ in sechs Monaten die Integration fördern und mit dem Sprachniveau B1 abschließen. Aber der Turbo stottert: Oft dauert es schon Monate, bis ein Sprachkurs begonnen werden kann, und sehr erfolgreich ist er auch nicht. So zum Beispiel hat nicht einmal die Hälfte der Ukrainer danach B1 erreicht. Und dann gibt es auch noch Hinweise, dass das Zertifikat da und dort vielleicht auch zu gutmütig vergeben wurde.

Der Zentralverband des deutschen Handwerks hält einen Einstieg im Handwerk ohne ausreichende Deutschkenntnisse für „kaum erfolgversprechend“ und nennt in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit, sich mit dem Kunden zu verständigen. Er hält für eine Beschäftigung das Niveau B1, für eine Lehre B2 für erforderlich. Während sich die staatlichen Maßnahmen bislang so dahinschleppen, gibt es in der Wirtschaft Erfolgsmodelle – auch bei uns: Der Malerbetrieb „Temps“, einer unserer größten, unterhält schon seit 2016 ein eigenes Ausbildungszentrum, in dem pensionierte Lehrer berufsbegleitend unterrichten. Dort haben 50 Lehrlinge unterschiedlicher Nationalität die Gesellenprüfung bestanden und in der Spitze mehr als die Hälfte der Auszubildenen einen Migrationshintergrund. Auch andere Betrieb haben erkannt wie es geht – die Bundesregierung noch nicht.

Noch dazu: Vielleicht kann ja unsere Fachorganisation – warum nicht mit Unterstützung namhafter Hersteller – ein „Branchen-Babbel“ entwickeln, einen Lehrgang mit Modulen, wie zum Beispiel ein bebildertes Basis-Buch mit Übersetzung von wichtigem Maler-Know-how aus der Sprache der wichtigsten Herkunftsländer für Frontalunterricht. (Dafür lassen sich sicher erfahrene und geeignete Fachleute im Ruhestand gewinnen.) Dazu Apps zum Vertiefen und Übungsbausteine. Auch die bereits vorhandenen Ausbildungsvideos könnte man leicht kompatibel machen. Alle Module könnten auch einzeln und individuell eingesetzt werden. Natürlich wäre auch das Berichtsheft in diesem Sinne zu modifizieren. Weil schon zwei doppelt so viele Ideen haben wie einer, kämen in einem kreativen Team – das Wort Ausschuss habe ich vermieden – noch viel mehr zielführende Ideen zusammen. Mit „Branchen-Babbel“ wären wir wieder mal die Ersten.

Hausgeld für Häuslebauer

Nein, nicht die Schwaben, die Hessen wollen jungen Familien den Erwerb der ersten selbst genutzten Immobilie erleichtern. Das von der Landesregierung jetzt beschlossene „Hausgeld“ beträgt je Käufer 10.000 Euro und zusätzlich weitere 5000 Euro für jedes noch nicht volljährige Kind, aber insgesamt nicht mehr, als die beim Kauf fällige Grunderwerbsteuer bzw. 20.000 Euro. Die Opposition kritisiert insbesondere die Streckung auf zehn Jahresraten und fordert eine Senkung der Kreditzinsen. Die SPD dagegen nennt die Förderung historisch. „Haus und Grund“ sagt, die Einführung sei ein wichtiger Impuls, hält aber die Senkung der Grunderwerbsteuer für hilfreicher. Ob sich junge Familien durch die jährlich maximal 3.000 Euro Entlastung für den Bau oder Erwerb einer eigenen Immobilie entscheiden bleibt abzuwarten.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Felix Pakleppa, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Bauwirtschaft

Was die Leute zahlen können, ist nicht erlaubt. Was erlaubt

ist, kann keiner zahlen.“


Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration!“

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